August 9 2018

Tag 106 – Aus Russland in die Mongolei

Donnerstag, 09.08.2018
Gefahrene km 24.225

Stellplatz

Es war unser bisher nervigster Tag. Die Mücken belagerten uns immer noch. Also wollten wir sofort losfahren und später frühstücken. Zum ersten Mal sprang unser Auto nicht an. Die Starterbatterie war leer. Starthilfe mittels der zusätzlichen Bordbatterie schlug fehl. Wahrscheinlich war sie durch den laufenden Kühlschrank zu weit entladen. Fremdhilfe war nicht zu erwarten, da wir zu weit von der Straße entfernt waren. Glücklicherweise schien die Sonne und unser Solarpaneel kam zum Einsatz. Schwitzend warteten wir eine Stunde mückengeschützt mit langärmliger Kleidung und unseren australischen „Fliegennetz-Hüten“. Dann sprang das Auto sofort an. Alles verpacken, Mücken im Auto erlegen und Abfahrt in Richtung mongolische Grenze. Die nächste (und gleichzeitig einzige) Tankstelle vor der Grenze hatte geöffnet. In Russland muss man vor dem Tanken den Bedarf abschätzen und bezahlen. Die Zapfpistole war defekt und schaltete nicht ab, also lief der Diesel beim Befüllen des ersten Tanks über. Den Rest der bezahlten 100 l fasste der zweite Tank. Der Tankwart war verschwunden. Wahrscheinlich war ab 12 Uhr Mittag geschlossen. Glück gehabt.
An der Grenze stand schon eine Schlange. Vor uns standen zwei alte Kleinwagen: junge Briten fuhren eine Rallye von London nach Ulan Ude in 3 Wochen über Frankreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Asserbaidschan, Fähre übers Kaspische Meer; Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Russland, Mongolei.
Die Grenzabfertigung war so nervig, wie von anderen Reisenden angekündigt. Russland: 10 Fahrzeuge waren vor uns, ergab 2 Stunden Wartezeit zzgl. 1 Stunde Bearbeitungszeit; russische „Helfer beschleunigten“ die Abfertigung russischer Reisender; Kasachen versuchten sich mit körperlichem Einsatz am Schalter vorzudrängeln; russische Beamte drehten sich mit dem Rücken zum Antragsteller, um SMS zu lesen und zu senden.
Mongolei: 1 Stunde Wartezeit, 1 Stunde Bearbeitungszeit; beim Geldumtausch versuchte der Mitarbeiter der Bank einen falschen Kurs zu berechnen, obwohl der richtige Umrechnungskurs auf einer Tafel über seinem Arbeitsplatz angezeigt wurde.
Anschließend folgte die Fahrzeugversicherung. Jeder Mitarbeiter versuchte zusätzliche Versicherungen abzuschließen. Glücklicherweise sprachen sich die europäischen Fahrer ab, sodass wir alle nur die notwendige Police bezahlten.
Nächste Hindernis war eine Schranke, an der eine angebliche Touristenabgabe zu bezahlen war. Die vier Mongolen forderten das Geld so penetrant, dass Uli mit Gewalt den Anführer vom Auto ziehen musste. Wir umfuhren die Schranke ohne zu bezahlen.

In der Mongolei

Es sollte noch schlimmer kommen. Deutsche Touristen hatten uns vorgewarnt und empfohlen keinesfalls anzuhalten, wenn um Pannenhilfe gebeten wird, weil dann weitere Einheimischen auftauchen würden mit der Absicht, Gegenstände aus unserem Fahrzeug zu entwenden. Tatsächlich forderten uns viermal kurz hintereinander Motorradfahrer zum Anhalten auf. Ein vor uns fahrender schweizer Motorradfahrer wurde fast zu Fall gebracht, als ihm plötzlich ein Kind seitlich ins Motorrad lief. Als es zurückging, sah Rosi, dass es im Gesicht und an den Beinen blutig geschminkt war. Auch uns forderten die Kinder zum Anhalten auf. Als sie merkten, dass wir wieder beschleunigten, warfen sie mit Steinen auf das Auto, aber unsere Scheiben bleiben ganz. So hatten wir uns den Empfang in der Mongolei nicht vorgestellt.

Britische Teilnehmer der Mongol Rally
Kamele
Yaks

Laut unserem Plan wollten wir nun nach Norden fahren und einsam an einem See campieren. Straßenkarte und GPS wiesen den Weg aus. Aber es gab weder ein Hinweisschild noch eine Straße. Ein stabiler Metallzaun (wie an Grenzanlagen) versperrte jegliche Fahrt nach Norden. Wir gaben unser Vorhaben auf und fuhren weiter nach Ölgii. Dort fanden wir ein Jurten-Camp (GER Camp) zum Übernachten, welches sogar über WC und warme Dusche verfügte.

Ger Camp Ölgii
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August 8 2018

Tag 105 – Auf dem Tschusker Trakt nach Taschanta

Mittwoch, 08.08.2018
Gefahrene km: 24.061

Auf dem Campingplatz

Infolge des Regens am Teletzki See und der entfallenen Tageswanderung am Kattun Fluss hatten wir zwei Tage eingespart und wollten schon morgen in die Mongolei einreisen. Deshalb wurde nochmals Geld abgehoben und ausreichend Vorräte gekauft.
Die Fahrt durch das Altai Gebirge zeigte uns ständig wechselnde Bilder der Gebirgslandschaft. Unterwegs bot sich ein Offroad Abstecher an. Wir fuhren über grasbewachsene Hügel auf eine Anhöhe und erfreuten uns über einen weiten Ausblick auf die Berge mit schneebedeckten Spitzen.

Offroad-Piste
Offroad im Altai
Auf dem Hügel
Blick auf schneebedeckte Berge
Piste

20 km vor der Grenzstation Taschanta wollten wir abseits der Straße im Steppengras unser Zelt aufschlagen. Aber aggressive Mücken und einsetzender Regen veranlassten uns, im Auto zu schlafen. Als wir uns in einer Regenpause bettfertig machten und kurz die Türen öffneten, drang sofort ein Mückenschwarm ins Auto ein. Glücklicherweise ließen sie sich von der brennenden Innenraumbeleuchtung anlocken und Rosi erledigte mehr als 50 Biester an der Lampe.

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August 7 2018

Tag 104 – Über den Seminski-Pass nach Aktasch

Dienstag, 07.08.2018
Gefahrene km: 23.932

Kurz nach dem heutigen Start erreichten wir den bekannten Seminski-Pass, der allerdings enttäuschte – weder Anfahrt noch Aussicht sind erwähnenswert. An den Verkaufsständen trafen wir eine Gruppe deutscher Motorradfahrer auf dem Weg von der Mongolei über den Iran nach Deutschland. Beim kurzen Erfahrungsaustausch hörten wir von viel Regen und schwierig zu passierenden Straßen mit Wasserdurchfahrten im Norden der Mongolei.

Straße in die Berge

Der nächste Pass war unbekannt, gewährte aber nach einer schönen Serpentinenfahrt einen herrlichen Ausblick auf die Altai Berge. Wir verbrachten einige Zeit und ließen uns vom leckeren Angebot der Verkaufsstände verführen.

Blick vom Pass Chike-Taman
Verkaufsstände auf dem Pass Chike-Taman

Eigentlich wollten wir am Fluss Katun eine längere Wanderung unternehmen. Um die schönsten Stellen zu sehen, hätte es allerdings mehrere Tage gebraucht, sodass wir nach kurzem Aufenthalt weiterfuhren.

Katun
Auf dem Tschusker Trakt

Kurz vor Aktasch fanden wir einen ausgewiesenen Zeltplatz mit Duschmöglichkeit und sporadischem Internet.

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August 6 2018

Tag 103 – Weiter durch das Altai-Gebirge

Montag, 06.08.2018
Gefahrene km: 23.671

Startklar zur Weiterfahrt

Morgens hing der Himmel voller Wolken und der Regen setzte wieder ein. Wir ließen die geplante Wanderung am Teletzki-See zum Korbu-Wasserfall ausfallen und setzten unsere Fahrt fort.

Teletzki-See

Das Altai Gebirge ist der nördlichste Ausläufer des Himalaja Massivs. Seit einigen Jahren wird viel in die Infrastruktur investiert und der Tourismus ist erstaunlich stark entwickelt.

Touristenattraktion
Katun

Einige Stellen empfinden wir schon als sehr überlaufen. Deshalb verzichteten wir darauf, unseren geplanten Abstecher nach dem ehemals einsamen Chemal und fuhren mit mehreren Unterbrechungen bis kurz vor Shebalino. Hier fanden wir tatsächlich einen Zeltplatz, zum ersten Mal seit der Türkei. Ungestört konnten wir am Ufer eines Gebirgsbaches entspannen, während bei bestem Wetter unsere Wäsche trocknete.

Zeltplatz Shebalino
Am Zeltplatz
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August 5 2018

Tag 102 – Teletzki-See im Altai

Sonntag, 05.08.2018
Gefahrene km: 23.410
Unser erster Weg führte uns zur örtlichen Wäscherei, die am Wochenende geöffnet hat. Unsere Wäsche verschwand in sowjetischen Industrie-Waschmaschinen, die jeweils geschätzte 500 kg wogen. Wassertemperatur wurde nach Gefühl von Hand gemischt, Waschmittel in Riesenmengen zugegeben. Eine Stunde später konnten wir die Wäsche abholen – sie war allerdings nur in einer Zentrifuge geschleudert, nicht getrocknet. Das mussten wir eben später erledigen. Es war ja schönes Wetter.

Säule mit Sowjetstern

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir zum Teletzki-See. Eingebettet zwischen den Bergen wird der See wegen seiner Tiefe und des klaren Wassers auch der Baikal des Altai genannt. Kurz vor Erreichen des Sees begann es zu regnen. Zum ersten Mal seit Georgien (nach fast einem Vierteljahr) erlebten wir wieder Regen. Erstmalig diente unsere Markise als Regenschutz und Wäscheplatz. Unseren Standort am Ufer der Biva, des Abflusses des Teletzki, teilten wir mit zwei Anglern und einem grasenden Pferd.

Überdachter Trockenplatz
Stellplatz am Fluss Biva
Besuch am Stellplatz
Sonnenuntergang

 

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August 4 2018

Tag 101 – Gorno Altaisk

Samstag, 04.08.2018
Gefahrene km: 23.256
Unser erster Zwischenstopp war in Barnaul, eine Gebietshauptstadt ca. 200 km südlich von Nowosibirsk. Wir wollten Wäsche waschen lassen und Gaskartuschen für unseren kleinen Kocher kaufen. Beides gelang uns nicht. Barnaul ist eine moderne Stadt am Ob und ein Mix aus westlicher Verkaufskultur und Gebäuden sowie Denkmälern aus Sowjetzeiten.
Während der Weiterfahrt änderte sich die Vegetation. Weite Felder wurden durch Wald abgelöst.

Endlich wieder Wald

Tagesziel war Gorno Altaisk, die Hauptstadt von der neu gegründeten Republik Altai als Bestandteil der Russischen Förderation. Wir suchten eine Übernachtung im Hotel, um das lästige Problem der Registrierung zu lösen. Zur Info: Ausländer müssen sich in Russland bei der Behörde registrieren lassen, was mindestens einen Tag beansprucht. Hotels übernehmen diese Formalitäten. Wir checkten im Hotel „Roter Hund“ ein, welches die Eigentümerin nach ihrem Hund benannt hatte und in welchem die Vierbeiner willkommen sind.

Holzhaus in Gorno Altaisk
Kirche

 

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August 3 2018

Tag 100 – Von Kasachstan nach Russland

Freitag, 03.08.2018
Gefahrene km: 22.877
Vor diesem Grenzübertritt hatten wir ein mulmiges Gefühl, weil wir zwischen den Grenzen unsere Pässe tauschen mussten und nicht wussten, ob die Russen das akzeptieren würden. Wir haben jeder legal zwei Reisepässe mit den Russland-Visa im neuen Pass und allen anderen Visa im alten Pass.
Zunächst mussten wir fast 3 Stunden warten, bis die 10 Fahrzeuge vor uns von den Kasachen abgefertigt waren. In der Zwischenzeit kam uns ein schwäbisches Paar mit einem Mercedes-LKW als Reisemobil entgegen und gab uns gute Tipps für Russland und die Mongolei.
Dann ging alles ganz schnell. Ausreise Kasachstan ohne Probleme. Einreise Russland: Pass einscannen, automatischer Ausdruck unserer Einreisepapiere, Willkommen in Russland, kurze Gepäckkontrolle, keine Fragen.
Uns fiel ein Stein vom Herzen, denn in manchen Ländern ist der Besitz von zwei Pässen verboten.
Anschließend wurde eine Fahrzeugversicherung für Russland abgeschlossen (in den letzten vier Länder hatten wir keine Versicherung) und schon fuhren wir durch das nächste Land.
Die Straßen waren außerorts super. Beim ersten Einkauf war das Angebot wie in Europa. Mit reichlich Abstand zur Fernstraße schlugen wir unser Zelt an einem Streifen von Bäumen auf, welcher die einzelnen Felder voneinander trennt. Es war ein guter Auftakt.

Migration Card
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